Von Waltari Bergmann
August Heinzerling Erfinder und Unternehmer
(* 19. Februar 1899 -   1. August 1989)

Familie und Freunde vermissen ihn sehr, den liebenswerten, hilfsbereiten Mann. Mittelgro§, Sportsmann von Jugend an, drahtig und philosophisch, der immer das Beste im Mitmenschen suchte. Sein Augen-leiden schmerzte ihn viele Jahre. Er war im spŠten Alter fast blind, konnte nicht mehr lesen und beschŠftigte sich so Ÿber Kassetten mit dem neuesten Stand der Wissenschaft, der Weltraumforschung insbesondere. Und er dichtete bis zuletzt.

Das ist unser August Heinzerling gewesen, der 90 Jahre alt wurde und fŸr alle Vereine, alle Nachbarn, aber vor allem auch fŸr die Mitarbeiter seines Betriebes, zugŠnglich und hilfsbereit war, und es auch blieb, als er 1973 seinem Sohn Karl das florierende Unternehmen Heimag Ÿberlie§. Was fŸr ein erfolgreiches Leben hatte er da bereits hinter sich!

Seine Vorfahren stammten aus Altmorschen. Der Vater ging nach Kassel und war bei der Reichsbahn beschŠftigt. Hier wurde August am 19. Februar 1899 geboren, besuchte die Schule, machte noch den 1. Weltkrieg bei der Kaiserlichen Kriegsmarine mit. Sein Ziel war, Deckoffizier zu werden. Das Ende des Krieges brachte neue Zielsetzungen. Er setzte seine Ausbildung fort und ging als Meister, dann Ingenieur in die USA von 1923 bis 1924 und 1930 bis 1931. Hierher kehrte er auch bis ins hohe Alter gern zurŸck und pflegte Freundschaften.

Sein Beginn in Kassel war die erste seiner Erfindungen, der RŸhrfix, von dem bis 1985 rund 7 Millionen in alle Welt gingen. Um Weihnachten 1937 heiratete er seine Frau KŠthe. Da wurde der RŸhrfix schon drei Jahre, seit 18.Oktober 1934 in der kleinen Wohnung hergestellt. Der 2. Weltkrieg kam. August Heinzerling wurde bei Henschel eingesetzt. Die Bombennacht in Kassel zerstšrte Wohnung und Kleinbetrieb. So, wie er einst in Leipzig seinen RŸhrfix mit Handwagen durch die Stadt zum Messestand fuhr, so kehrte er nun in die Heimat Altmorschen 1945 mit dem Kinderwagen zurŸck, darin Sohn Karl und Tochter Gudrun, an der Seite seine KŠthe. Und er fand wieder Heimat im gro§elterlichen Haus. In den SchweinestŠllen des einstigen Klosters, spŠteren DomŠne Haydau, baute er bald aus RestbestŠnden von Wehrmacht und US-GerŠten ein kleines Unternehmen auf.

Sein Erfindergeist lie§ ihn nicht ruhen. Oft war er Gast beim Patentamt in MŸnchen. Dem Original RŸhrfix folgten die Mehrzweckmaschinen Heimag A 5 und Heimag A 6, Zwiebel- und GemŸseschneider Cutfix, die Zitronenpresse Zi-Do, das Patent fŸr eine Spezialspritzgu§maschine mit Rundschalttisch. Unter anderem besa§ er auch noch einige Rechte aus Gebrauchsmu-sterschutzanmeldungen. Auch das GerŠt Boromat zum staubfreien Bohren mit Bohrmaschine wurde entwickelt.

Den eigenen Maschinen aus Wehrmachtsnachla§ folgte in den ersten Nachkriegsjahren des Aufbaues der eigentliche Werkzeugbau. Schon 1957 war die erste Spritzgu§maschine in Betrieb genommen und die Werkhalle nahe dem Bahnhof, das Werk II, 1963 gekauft worden. Dort konnte 1976 der Betrieb wesentlich erweitert werden. Es wurden Spritzgu§formen zur Herstellung thermoplastischer Kunststoffe produziert und Kunststoffteile verarbeitet.

Bald wurden Heimag-Produkte in alle Welt verkauft, viele Messen im In- und Ausland besucht. August Heinzerling nahm bis zum Tode noch regen Anteil an allem Geschehen seines Betriebes, den er oft aufsuchte. Er freute sich, da§ unter Sohn Karl alles ãgut liefÒ und er am 18.Oktober 1984 das 50jŠhrige JubilŠum des Unternehmens mit hoher Prominenz als GŠsten feiern konnte. Zum 85. Geburtstag am 19.Februar 1984 Ÿberraschte ihn sein Sohn mit einem kleinen GedichtbŠndchen. Er hatte alle Gedichte des Vaters, nicht zuletzt in den ãMorschener NachrichtenÒ veršffentlicht, gesammelt und drucken lassen. Weihnachten 1987 konnten KŠthchen und August die Goldene Hochzeit und - wenn auch schon etwas geschwŠcht - August 1989 seinen 90. Geburtstag feiern, im gro§en Familien- und noch grš§eren Freundeskreis, zu dem auch der MŠnnergesangsverein und der Heimat- und Ge-birgsverein, dem er viele Stunden schenkte und den er mit seiner Viola erfreute, zŠhlten. Seine Lebensphilosophie fa§t sein Wort zusammen: ãWenn du die Welt so siehst, wie du sie wŸnschst zu sehen, dann bleibst du jung. Siehst du sie aber so, wie sie wirklich ist, dann wirst du altÒ.

August Heinzerling, ein schlichter, aufrechter Mann, eine gro§e Persšnlichkeit, die ein Werk im besten Sinne des Wortes schuf.


Der RŸhrfix







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