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Johann Wolfgang von Goethe 28.8.1749 (Frankfurt/Main) - 22.3.1832 (Weimar) deutscher Dichter

"Bergmann als Mahner, Kiesow als Vollstrecker und L.G. Braun als der Manager" von Kloster Haydau

Katharina Thiersch als Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen



(Zusammenstellung von Otto Wohlgemuth


Katharina Thiersch (Foto: Berger)

Katharina Thiersch (* Oktober 1938) (entnommen WIKIPEDIA )

Eine bedeutende deutsche Denkmalpflegerin.
Die Tochter des Stadtkonservators von Wiesbaden absolvierte zunächst ein
Architekturstudium in Aachen, das sie mit dem Ingenieur-Diplom abschloss, und verbrachte dann ein zweijähriges Stipendium am kunstgeschichtlichen Institut in Rom. Von 1973 bis 2003 war sie in der hessischen Denkmalverwaltung tätig. Zuletzt arbeitete sie als Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Marburg.

Thiersch setzte sich stets engagiert für den Denkmalschutz in Nordhessen, insbesondere beim Kloster Haydau in Morschen, bei der Totenkirche in Schwalmstadt-Treysa oder beim Dom in Fritzlar ein. Bei ihrer Verabschiedung in den Ruhestand wurde sie für ihre Verdienste bei der Altstadtsanierung mit der Ehrenplakette der Stadt Fritzlar ausgezeichnet. Für ihre besonderen Leistungen wurde ihr 2004 durch den deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler das Verdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Als Hauptkonservatorin im Ruhestand ist Katharina Thiersch heute noch auf Verbandsebene aktiv und eine gefragte Gastdozentin und Vortragsrednerin.


27. September 2003

Neue Perspektive für alte Gebäude
Konservatorin Katharina Thiersch kann auf dreißig Jahre Denkmalschutz in der Region blicken

Von Inge Thaetner

MARBURG. An manch historischer Stätte Nordhessens war sie von Zeit zu Zeit die bestgehasste Frau. "Ja, ja, das ist sicher so", Katharina Thiersch, Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege, können solche Aussagen nicht mehr erschüttern. Dreißig Jahre für den Schutz der Zeugen nordhessischer Geschichte zuständig, hat sie reichlich Gelegenheit gehabt, Gelassenheit zu üben. Jetzt geht sie in Rente.

Seit 1973 ist sie in der hessischen Denkmalverwaltung tätig. Und bis heute gilt uneingeschränkt der Satz aus der Laudatio zum 25jährigen Dienstjubiläum 1993: "Mit zäherBeharrlichkeit, verbunden mit hoher fachlicher Kompetenz und menschlicher Bescheidenheit wirkt Katharina Thiersch an der nordhessischen Fachwerkfront - oft bis zur Grenze der physischen Belastbarkeit." Daran hat sich nichts geändert. Als wir Katharina Thiersch bei strömendem Regen wenige Wochen vor ihrem 65. Geburtstag treffen, klettert sie in Homberg gerade vom Gerüst der Marienkirche.

Für das Architekturstudium hatte das Elternhaus den Keim gelegt. Schließlich hatte der Vater als Stadtkonservator von Wiesbaden über Jahrzehnte wesentlichen Einfluss auf das städtebauliche Gesicht der hessischen Landeshauptstadt. Nach dem Studium in Aachen bekam die junge Architektin ein zweijähriges Stipendium am traditionsreichen kunstgeschichtlichen Institut in Rom. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war klar, dass die Arbeit hinter dem Schreibtisch eines Architekturbüros nicht der Berufstraum von Katharina Thiersch war. "Alten Gebäuden eine neue Perspektive zu geben", das erschien ihr viel spannender. Bauherren, die Werte derVergangenheit nahe zu bringen, statt für den Abriss für die Sanierung zu werben - daran setzte sie ihre ganze Überzeugungskraft. Und hat erfahren, dass viele Entscheidungen gegen den Denkmalschutz meist aus Unwissenheit getroffen wurden. Wer ihre Einwände als Ratschlag und Hilfestellung für den Erhalt eines historischen Kleinods begriff, machte gute Erfahrungen, war über das Ergebnis oft ausgesprochen beglückt. Zeitgenossen, die Regenwasser in die Mauern laufen ließen bis die Bausubstanz kaputt war, hat die Konservatorin zwar erleben müssen, zur Regel gehören sie glücklicherweise nicht.

Die großen öffentlichen Projekte wie beispielsweise Kloster Haydau in Morschen, die Totenkirche in Treysa, der Dom in Fritzlar sind Leuchttürme der Denkmalpflege in Nordhessen, die Katharina Thiersch besonders ans Herz gewachsen sind. So wie die vielen "fähigen Handwerker der Region", wie sie sagt, die sich für alte Techniken haben begeistern lassen, Fortbildungen in Kauf nahmen und nun mit Maurer-, Putz- oder Steinmetzarbeiten die professionelle Stütze im Denkmalschutz sind. Ihnen gilt auch die Zukunftssorge der Konservatorin. Bleiben die Aufträge aus, müssen Fachleute entlassen werden, deren Kenntnisse verloren gehen.


30. Oktober 2003

Abschied vom Arbeitsleben

FRITZLAR. Mit einem Kolloquium, an dem Freunde, Kollegen und Fachleute teilnahmen, wurde die Hauptkonservatorin Katharina Thiersch vom Landesamt für Denkmalpflege in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) in den Ruhestand verabschiedet. Gemäß ihrer preußischen Tugenden hatte sie sich mit Antwortkarte korrekt angemeldet zur Feier: "Wir waren also vorgewarnt: Sie würde kommen", so ihr Chef Prof. Dr. Gerd Weiß, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege. Mit einer guten Portion Wehmut würdigten die Festredner das Engagement der überzeugten Denkmalpflegerin, die wegen ihrer Hartnäckigkeit im Interesse der Baudenkmale nicht unumstritten war. Fritzlar zeichnete sie mit der Ehrenplakette aus und dankte ihr damit für ihre Verdienste bei der Altstadtsanierung. (ULA)




Katharina Thiersch feierte 80. Geburtstag
entnommen Klosterbrief XXI  -  2018

Ein „Juwel“ an unserer Seite

Am 7. Oktober 2018 feierte Katharina Thiersch im historischen Umfeld der Scheune auf dem Hof Fleckenbühl in Cölbe-Schönstadt bei Marburg mit vielen Wegbegleitern ihren 80. Geburtstag. Ein bewegtes Leben – ganz im Dienst der Denkmalpflege und somit unseres baulichkulturellen Erbes.

Hauptkonservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen
 

Katharina Thiersch stammt aus einer bedeutenden Gelehrten- und Architektenfamilie, was sicher wegweisend für ihre Berufswahl war. Nach dem Architekturstudium in Aachen zieht es sie 1967 für zwei Jahre nach Rom. An der Bibliotheca Hertziana beschäftigt sie sich vor allem mit Alt-St. Peter, dem Vorgängerbau des heutigen Petersdoms. Danach geht sie nach Stuttgart an die Technische Hochschule, wo sie am Institut für Bauge- schichte als Assistentin tätig ist. 1973 nimmt sie ihre Tätigkeit im Landesamt für Denkmalpflege Hessen in der Außenstelle in Marburg auf. 30 Jahre wirkt sie in Nordhessen trotz unzureichender finanzieller Ausstattung beharrlich gegen den Veränderungsdruck in den Altstädten und Dörfern. Ihr Auftreten ist stets durch hohe fachliche Kompetenz, verbunden mit einer gleichzeitig zurückhaltend bescheidenen, fast leisen Art, geprägt. Sie verschafft sich Gehör durch leise Töne.

Mit viel Herzblut dabei

Mit diesen Gaben wendet sich Katharina Thiersch Mitte der 80er-Jahre dem Kloster Haydau zu. Eine geplante Nutzungsänderung der Anlage durch eine Planungsgesellschaft hätte einen erheblichen Verlust an historischer Bausubstanz bedeutet. Wie diese einzigartige Klosteranlage und später das landgräfliche Schloss retten? Diese Frage und natürlich die der Finanzierung bewegt viele Gemüter – und Katharina Thiersch mittendrin.
Heute wissen wir, wie der eingeschlagene Weg aussieht und wer die anfängliche Vision Wirklichkeit werden lässt. Viele Wegbegleiter werden von Katharina Thiersch inspiriert, unbekannte, fast geheimnisvolle Wege zu gehen. Wir selber, die Schreinerei Hiege, dürfen das seit Anfang der 90er- Jahre praktisch miterleben. Die Ideen und handwerklichen Ausführungen werden an dieser Baustelle nicht durch die Innovationen der Industrie beflügelt, sondern durch die Bewusstseinserweiterung mit Blick auf das historische Handwerk und dessen Techniken, Rezepturen und Erfahrungen.

Auszeichnung für große Leistungen in der Denkmalpflege

Katharina Thiersch legt zudem viel Wert auf die Weiterbildung von Planern und Handwerkern. Hier im Fokus die Bewusstseinserweiterung am und für das Denkmal. 1988 wird Katharina Thiersch Gründungsmitglied der Hessischen Akademie für Forschung und Planung im ländlichen Raum, wo sie ihre Vorstandstätigkeit aufnimmt. Ab 1989 folgt die Strukturierung, Vorbereitung und vor allem Durchführung der Fortbildungskurse für Architekten und Ingenieure in der Denkmalpflege an der Propstei Johannesberg bei Fulda. Ich selbst habe die Reihe 7 von 1998 bis 2000 dort absolviert und bin sehr dankbar für die interaktive Wissensvermittlung – sowohl in den Vortragsreihen als auch in den praktischen Übungen und Umsetzungen. 1992 erhält Katharina Thiersch das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihre großen Leistungen in der Denkmalpflege.

Ein „Juwel“

Im Herbst 2003 geht Katharina Thiersch in den Ruhestand, was allerdings bei näherem Hinsehen nicht mit einem uns geläufigen Ruhestand ver- gleichbar ist. Hat sich für die ehemalige Hauptkonservatorin überhaupt viel geändert? Ich habe sie seit dieser Zeit genauso aktiv im Kloster Haydau, in der Propstei Johannesberg und anderen Bereichen angetroffen wie zuvor. Viele Dinge stehen noch auf ihrer Agenda, unter anderem die Arbeiten am Kloster Haydau, die sie weiter intensiv betreut, deren Dokumentation und Archivierung und die Erstellung des Pflegehandbuchs für die weiteren Instandhaltungsarbeiten.
Der Förderverein Kloster Haydau hat mit dem Kloster ein bauhistorisches Juwel zu erhalten und eine entsprechende Nutzung zu sichern. Auch Katharina Thiersch kann mit ihrem Wissen, ihrem regen Geist und ihrer leisen, aber hartnäckigen Art als ein „Juwel“ mit besonderer Bedeutung für uns und unsere Aufgabe bezeichnet werden.
Meine persönliche Wertschätzung und die des gesamten Fördervereins möchten wir an dieser Stelle, verbunden mit den herzlichsten Glück- und Segenswünschen zum 80. Geburtstag, nochmals zum Ausdruck bringen. Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Ihnen an unserer Seite, liebe Frau Thiersch. Es ist schön, dass es Sie gibt!

Herzlichst, Helene Hiege

Quellen:
Weiß, Gerd: Katharina Thiersch im Ruhestand. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte. Heft 2, 2003, S. 60–61.
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Dipl.-Ing. Katharina Thiersch. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte. Heft 4, 2004, S. 45.