Die Ruine der alten Dorfkirche
und die alte Schule
Text: Waltari Bergmann,, TausendjŠhriges Morschen 1985





Foto Dr. Thomas BŸttner



Die Ruine der alten Dorfkirche

Ein romantischer Flecken im Oberdorf ist die Ruine der alten Dorfkirche. Hier zeugt noch der Turm von der ersten Kirche Altmorschens. Daneben steht das schšne Fachwerkhaus der alten Schule, einst Forsthaus (deshalb GelŠnde dahinter bis heute noch "Fšrstergarten"), das bis Dez. 1955 Schule war. Die Kirche dŸrfte um 1200 erbaut worden sein. Es steht noch die untere HŠlfte des romanischen Chorturms, deren Oberbau in Fachwerk 1839 entstand. †ber diesen Bau haben wir eingehende Kirchenrechnungen. Das verfallene Schiff wurde 1817 niedergelegt. Wesentlich wurde die Kirche infolge eines Blitzes um 1637 zerstšrt; die Klosterkirche ersparte wohl einen Wiederaufbau in schwerer Zeit.



Die Glocke blieb erhalten, ebenso der runde Chorbogen zum Schiff mit Gesimsen und Basen in der Vermauerung. Im ehemaligen Chorraum befinden sich Ma§werkfenster und Gewšlbe des 15. Jh. 1235 war hier Sitz der parochia Morsena mit der Kapelle "in der Heide" als Filial. Eine Pyramideneiche erhebt sich im alten Kirchhof, auf dem Grabmale u. a. an die alte Oberfšrsterfamilie Bauer erinnernd, die Generationen von Forstbeamten nicht nur im Morschener fŸrstlichen Forst stellte.
HNA vom 5. Januar 2019 (Manfred Schaake)




StŠndebuch aus dem Jahr 1746 in der Alten Dorfkirche Altmorschen

Pfarrer Johann Hartmann Wick hat im Jahr 1746 fŸr die Alt- und Neumšrscher Kirchen ein "StŠnde-Buch wie auch Inventarium" angelegt. Dieses einzgartige Dokument ist jetzt, im Jahr 2019, wieder aufgetaucht.

Hierin sind nicht nur "die Sachen, so bey die Kirchen und Pfarre daselbsten gehšren" aufgelistet. Pfarrer Wick hat auch festgehalten, welche Familien und welche Personengruppen wo zu sitzen hatten und wieviel hierfŸr jŠhrlich zu zahlen war.

Vom besonderen Interesse fŸr die Altmšrscher Alte Dorfkirche ist, dass dieses Dokument auch einen Grundriss des in diesem Ausma§ nicht mehr vorhandenen Bauwerks enthŠlt. Danach war das 1817 bis 1821 niedergelegte Kirchenschiff mehr als doppelt so lang wie der in seinem Grundma§en bis jetzt erhalten gebliebene Kirchturm, unter dem sich der Chorraum befand. Der Altar stand zu gleichen Teilen im Chorraum und im Kirchenschiff. Die Kanzel war an der sŸdšstlichen Seite des Kirchenschiffs. Etwa dort, wo heute die Treppe zum Glockenwerk beginnt. Unterhalb der Kanzel im Chorraum war der Sitzplatz des Pfarrers. EingŠnge waren sowohl an der sŸdlichen als auch an der westlichen Seite des Kirchenschiffs. Gleich am westlichen Eingang begann auch die Treppe zur Orgelempore und den anschlie§enden seitlichen Emporen.

Die Sitzordnung war, den StŠnden der Altmšrscher Einwohner entsprechend, in fŸnf Klassen aufgeteilt. Die Klasse I mit den šrtlichen Honorationen sa§ im Chorraum und im vorderen nšrdlichen Teil des Kirchenschiffs. Im sŸdlichen vorderen Teil des Schiffs sa§ die Klasse II. Die III. Klasse belegte die ersten drei BŠnke im Kirchenschiff, dahinter, zu beiden Seiten des Mittelganges, die Familien der Klasse IV. Der Klasse V waren die seitlichen Emporen in der oberen Etage zugewiesen.

Anstelle einer Kirchensteuer war zu entrichten

Klasse I..........12 Albus
Klasse II.........11 Albus
Klasse III........10 Albus
Klasse IV........9 Albus
Klasse V.........8 Albus

Das in Leder gebundene Buch wurde dem Pfarramt Altmorschen Ÿbergeben.

Otto Wohlgemuth




Grundriss der Alten Dorfkirche


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Altmšrscher Glocke - HNA-Bericht vom 5. Januar 2019

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Die alte Schule

Bis zum 11. 12. 1955 diente das stattliche Fachwerkhaus in der Schulstra§e als Schule. Dann wurde die Georg-August-Zinn-Schule durch den MinisterprŠsidenten Zinn eingeweiht, und die Kinder zogen aus. Kreishandwerksmeister Theodor Wohigemuth kaufte das Haus. Ein Schmuckkasten wurde es wieder. Nach 1700 wurde es erbaut. Am Ausgang der Ottenstra§e steht noch das Haus, das vorher Schule und Lehrerwohnung war. Die erste Dorfschule war deutsch-lateinisch und Nachfolgerin der Klosterschule in Haydau, 1556 als eine der ersten sieben niederhessischen Dorfschulen schon erw‹hnt.

Vor 1700 dŸrften die Kinder schon im "alten Schulhaus" unterrichtet worden sein. Der davor rauschende Brunnen kšnnte viel erzŠhlen. 1858, als sie schon Ÿber 100 Jahre zum Unterricht diente, erfahren wir, da§ die Schu!e gerŠumig und mit zwei gut instandgesetzten SŠlen ausgestattet war. Im Schulhaus war die Wohnung des zweiten Lehrers. 2 Lehrer unterrichteten 1858 140 Kinder. Letzte Schulleiter hierin waren Hans Fernau und (1956-60) Adam Schmidt. Als die neue Zinn-Schule im Dezember 1955 geweiht wurde, ahnte niemand, da§ nur 13 Jahre spŠter, am 14. 9. 1968, eine viel grš§ere mit gro§er Turnhalle neuzuweihen war, die heutige Schule mit Grund- (und Fšrderstufe).