Die HAYDAUER FILMTAGE vom 14.-16.05.2004 mit Filmen der Kunsthochschule Kassel.
Zusammenstellung: Tobias Böhm

1. Haydauer Filmtage in Zusammenarbeit mit Studentinnen und Studenten der Filmklasse der Kunsthochschule Kassel.


Haydauer Filmtage - PROGRAMM

Freitag 19.00 Uhr ( Einlass 18.00 Uhr )

Kurzfilmprogramm „ Kurz & Ganz“

  1. EAM – Werbespot ( Maren Dostal )
  2. 180° - Die Liebe kennt keine Grenzen ( Anne Walther ; Stop – Motion – Animation )
  3. Innenleben (Rike Holtz ; Kurzspielfilm mit Dominik Horwitz )
    Wenn wir nun die Absicht haben, alleine zu leben, müssen wir es so einrichten, dass wir uns selber genüge finden.“

    (Montaigne; Essay über die Einsamkeit)

    Stets um Ordnung bemüht verbringt die Fahrkartenfrau ihren Tag im Innern des Automaten damit, Menschen mit müden Gesichtern Fahrscheine auszustellen. Die ahnen nichts von ihrer Existenz, bis ein Straßenkehrer die Frau dazu bringt, endlich durch den Münzschlitz zu gucken und mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Doch das ist gar nicht so einfach: nicht nur, dass der Automat einer direkten Begegnung im Wege steht, auch ihre eigene Angst und Unsicherheit lassen sie immer wieder versagen.
    Wie kann man sich mitteilen, wenn man den Umgang mit Menschen verlernt hat?

  4. Terra Titanic ( Ütz ; Computeranimation )
  5. Selbstauslöser ( Iracema Boccia ; Kurzfilm mit experimentellem Charakter )
  6. Der Brandstifter ( Ütz ; Stummfilm im Stile der 20 / 30 er Jahre ; Musik von Schönberg )
  7. Fishman & Birdwoman (Hyekung Jung ; Zeichentrick )
    P A U S E -----------------------------------------------------
  8. Der Kuß ( Maxim )
  9. Die Geschichte von Herrman Kleber , der fliegen konnte (Ütz ; Kurzfilm )
  10. Toons Total (Daniel Stieglitz ; Zeichentrick )
  11. Coming home ( Manuel Kinzer ; Kurzfilm )
  12. Schmetterlinge im Bauch ( Jan-Peter Meier ; Zeichentrick )

( Änderungen und Ergänzungen möglich ; Länge der Filme variiert zwischen 50 Sekunden und 20 Minuten )

Samstag 15.00 Uhr ( Einlass 14.00 Uhr )

Kinderprogramm

  1. Die Geschichte von Herrman Kleber, der fliegen konnte (Ütz; Kurzfilm)
  2. Schmetterlinge im Bauch ( Jan-Peter Meier ; Zeichentrick )
  3. Engel , die wir lieben ( Maren Dostal ; Kurzspielfilm )
  4. ...durch die Nacht fällt Schnee ( Maren Dostal ; Kurzspielfilm )

    (Ergänzung möglich)

Samstag 20.00 Uhr ( Einlass 19.00 Uhr )

Spielfilm mit Vorfilmen

  1. EAM Werbespot
  2. Terra Titanic ( s.o. )
  3. Evolution ( Kurzspielfilm von Stefan A. Willner )

Hauptfilm: Kommt alles anders ( Spielfilm von Christoph Steinau )

Sonntag 11.00 Uhr (Einlass 10 Uhr)

Matinee mit Dokumentarfilmen

  1. Los Fakires ( Hector Jesus Gutierrez Rodriguez ; Dokumentarfilm gedreht auf Cuba )
  2. Un hombre de cine ( Hector Jesus Gutierrez Rodriguez ; Dokumentarfilm gedreht auf Cuba )

Beide Filme in spanisch mit deutschem Untertitel ; Programm wird noch ergänzt.

HNA vom 11. Mai 2004

Junge Filme in alten Klostermauern

Die Scheune des Klosters Haydau in Altmorschen verwandelt sich vom Freitag, 14 Mai bis Sonntag 16 Mai in ein Kino: Dann steigen dort die ersten Haydauer Filmtage. Kurzfilme für Kinder und Erwachsene werden gezeigt, darunter auch der Streifen "Innenleben" von Rike Holtz, in dem Dominique Horwitz mitspielt - im Bild bel der Dreharbeiten Sunyam Riegger, Fablan Schmalbach, Rike Holtz und Dominique Horwitz (von links). Samstag ist Spieltilmabend. Allen Filmen gemeinsam ist: Sie entstanden In Kassel, produziert von der Filmklasse der Kunsthochschule.
Foto: Fischer/Archiv


Kuba ist Schauplatz der Dokumentarfilme von Hector Jesus Guiterrez Rodrigues. Von ihm werden in Altmorschen "Un Hombre de Cine" und "Los Fakires" gezeigt.
Geschichten, ernst bis spaßig

Die Haydauer Filmtage locken mit Vielfalt und Neuem

ALTMORSCHEN. Siebeneinhalb Meter Leinwanddiagonale - das sei Kinogröße, sagt Tobias Böhm. Das ist das Flormat, in dem bei den Haydauer Filmtagen voni 14. bis 16. Mai die laufenden Bilder in der Klosterscheune zu sehen sind. Böhm kommt aus Altnrorschen undist inzwischeng Mitglied der, Filmklasse an der Kunsthochschule Kassel,von deren Studierenden alle Filme stammen, die im Kloster gezeigt werden. Tobias Böhm ist der Initiator der Filmtage, zu denen der Kulturring Morschen einlädt.

Rike Holtz
Im Dorf sei es schon etwas schwierig, einfach mal auszugehen, sagt er, und vor allem Kino sei unheimlich weit weg. Mit den Filmtagen woll er das Kino zu den Leuten bringen. Und mit dem Kino auch die Arbeit der Filmklasse. Denn die sei noch viel zu wenigen bekannt, dabei würden dort viele sehr gute Filme professionell gedreht. Er habe das Beste aus dem Archiv der Klasse der vergangenen drei Jahre ausgesucht. Böhm wird die Veranstaltung moderieren und auch nach den Vorführungen für Fragen zur Verfügung stehen.

Die Studierenden, erzählt er, müssten ihre Filme selbst finanzieren. Wenn sie Glück haben, würden sie von der Hessischen Filmförderung unterstützt. Andere suchten in der Wirtschaft Sponsoren. So kommt es, dass bei den Filmtagen auch Werbung vertreten ist: Einen einzigen Spot gibt es, 30 Sekunden lang, der vor denVorstellungen gezeigt wird - wie im richtigen Kino eben, sagt Tobias Böhm schmunzelnd. Ein professioneller Filmvorführer aus dem Cineplex in Marburg zeichnet verantwortlich für Bild und Ton der Vorführung. Fürs echte Kinogefühl wird auch eine Popcornmaschine laufen.
Für viele Studierende bedeute der eigene Film schlichtweg, Schulden machen zu müssen. „Gedreht wird auch dann, wenn gar kein Geld da ist", sagt Böhm. Das führe zu viel Improvisationen bei
der Arbeit, was aber den Produkten durchaus gut tue. Filme aus Hollywood seien berechenbar und wenig experimentell. Das gelte für die Filme, die in Altmorschen gezeigt werden, nicht. „Das Festival hat einen ganz anderen Charakter, die Filme bringen frische Ideen mit."

Christoph Steinau
Der Freitag, 14. Mai, steht unter dem Titel „kurz und ganz". Ab 19 Uhr werden zwölf Kurzfilme gezeigt, im Schnitt etwa je fünf Minuten lang, der kürzeste dauert nur eine Minute, der längste gut 20 Minuten. Alles ist dabei: Realfilme, Kurzspielfilme, Material- und Zeichentrickfilme sowie ein Stummfilm im Stil der 20-er und 30-er Jahre. Letzterer, „Der Brandstifter" entstand in Zusammenarbeit mit dem Orchester des Staatstheaters Kassel, das die Musik dazu spielte. Ernste und spaßige Geschichten seien darunter, Experimentelles genauso wie ein Musikvideo.
„Schmetterlinge im Bauch" sei traditionell per Hand gezeichnet, Jan-Peter Meier habe drei Semester lang daran gearbeitet. „Coming Home", ein-Kurzfilm von Manuel Kinzer, erhielt einen Preis beim

KasselerVideo- und Dokumentarfilmfest.

Hilke Altefrohne, Schauspielerin am Staatstheater Kassel, spielt mit in Steinaus Film.
Der Hauptfilm am Samstag, „Kommt alles anders", von Christoph Steinau, war bei diesem Festival ebenfalls ausgezeichnet worden: Steinau erhielt den Goldenen Herkules. Hilke Altefrohne, Schauspielerin am Staatstheater Kassel, spielt darin mit. Ein bekanntes Gesicht ist auch in dem Film von Rilke Holtz zu sehen: In „Innenleben" trifft man Dominiuque Horowitz auf der Leinwand wieder.
Der Sonntag steht im Zeichen des Dokumentarfilms mit Beiträgen aus Kuba. (TNS)
Drei Tage Programm

Haydauer Filmtage im Überblick

ALTMORSCHEN . Der Eintritt zu den Abendvorstellungen und der Sonntags-Matinee der Haydauer Filmtage in der Klosterscheune kostet jeweils sieben Euro, ermäßigt fünf. Für das Kinderprogramm am Samstagnachmittag müssen drei Euro gezahlt werden. Einlass ist je elne Stunde vor Vorstellungsbeginn - Zeit genug, sich in Ruhe ein Getränk zu holen und sich selbst einen Sitzplatz zu reservieren, denn die 199 Stühle sind nicht nummeriert, wer zuerst kommt, malt zuerst.

Freitag, 14. Mai, ab 19 Uhr: EAM Werbespot von Maren Dostal, „180 Grad - Die Liebe kennt keine Grenzen" von Anne Walther (Stop-Motion-Animation); ,lnnenleben", ein Kurzfilm von Rilke Holtz mit Dominique Horwitz; „Terra Titanic", ein Musikvideo von Ütz, (computeranimiert); „Selbstauslöser", ein Kurzfilm mit experimentellem Charakter von Iracema Bocchia; „Der Brandstifter" Stummfilm von Ütz im Stil der 20-er und 30-er Jahre mit Musik von Schönberg,Thema: die Zerstörung Kassels im zweiten Weltkrieg; „Fishman & Birdwoman" von Hyekung Jung.

Nach einer Pause geht es weiter mit: „Der Kuss" von Maxim; „Die Geschichte von Herrmann Kleber, der fliegen konnte" von Ütz; „Toons Total", ein Zeichentrickfilm von Daniel Stieglitz; „Coming Home" von Manuel Kinzer und „Schmetterlinge im Bauch", ein Zeichentrickfilm von Jan-Peter Meier.

• Samstag, 15. Mai, Kinderprogramm ab 15 Uhr: Diese Kurzfilme wurden speziell fur Kinder ausgesucht, geeignet etwa für ab Achtjährige. Zu sehen sind noch einmal „Die Geschichte von Herrmann Kleber, der fliegen konnte" und „Schmetterlinge im Bauch". Außerdem „Engel, die wir lieben" und „... durch die Nacht fällt Schnee" die Maren Dostal speziell für Kinder gedreht hat.
Am Abend geht es für die Erwachsenen weiter mit dem
• Abendprogramm ab 20 Uhr: „Terra Titanic" von Ütz und „Evolution", ein Kurzspielfilm von Stefan A. Willner, als Vorfilme, bevor dann der Hauptlilm von Christoph Steinau beginnt, „Kommt alles anders". Darin geht es um den Überraschungsbesuch der Freundin in einer Männer-WG und die Turbulenzen, die das aufwirft. .

• Sonntag, 16. Mai, ab 11 Uhr: Matinee mit Dokumentarfilmen. „Los Fakires" und „Un Hombre de Cine" von Hector Jesus Gutierrez Rodriguez. Beide Filme sind auf Kuba gedreht, in spanischer Sprache, und mit deutschen Untertiteln versehen. Weitere Filme sind geplant, stehen aber noch nicht ganz fest. Kleinere Änderungen im Programm sind noch möglich. (TNS)

Donnerstag, 13. Mai 2004
Filmtage im Kloster mit - Kost für junge Leute

Steinaus Chaos-WG, Musikvideo und Trickfilme

ALTMORSCHEN. Da man von Altmorschen aus so schlecht ins nächste Kino kommt, holen wir eben das Kino nach Altmorschen. Das dachte sich Tobias Böhm, der früher bei Riot's Karma Musik machte und inzwischen Student der Filmklasse an der Kasseler Kunsthochschule ist. Zusammen mit dem Kulturring Morschen organisierte er die ersten Haydauer Filmtage im Kloster in Altmorschen (Programm siehe Artikel oben!).
Die Filme sind allesamt Arbeiten aus dieser Klasse. Tobias kramte im Klassenarchiv und holte „das Beste der vergangenen zwei bis drei Jahre" heraus. Dabei gibt es eine ganze Menge Filme zu sehen, die eher ein junges Publikum ansprechen, sagt Tobias. Zum Beispiel der Hauptfilm am Samstag, „Kommt alles anders" von Christoph Steinau. Der Film spielt in einer chaotischen Männer-WG, in der es reichlich Partys, Alkohol und Nachtschwärmer gibt. Dann kündigt die Freundin eines der Bewohner spontan ihren Besuch an. „Kommt alles anders" gewann 2002 den Goldenen Herkules der HNA.
Das Kinderprogramm zeigt Filme, die für Kinder geeignet, aber auch für Erwachsene interessant sind. Zum Beispiel „Engel, die wir lieben" von Maren Dostal, ein Kurzfilm, der sich mit dem Thema Tod beschäftigt.
Der Eintritt zu den Abendvorstellungen und der Sonntags-Matinee in der Klosterscheune kostet jeweils sieben Euro, ermäßigt fünf. Für das Kinderprogramm am Samstagnachmittag müssen drei Euro gezahlt werden. Einlass ist je eine Stunde vor Vorstellungsbeginn - Zeit genug, sich in Ruhe ein Getränk zu holen und sich selbst einen Sitzplatz zu reservieren, denn die 199 Stühle sind nicht nummeriert, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. ( TNS)

Pressemeinung - Montag, 17. Mai 2004

ALTMORSCHEN

Gespür für die kleinen Dinge

Kurze Filme im großen Format gab es am Wochenende im Kloster in Altmorschen bei den ersten Haydauer Filmtagen. An drei Tagen flimmerten Produktionen aus der Filmklasse der Kasseler Kunsthochschule über die Leinwand. Stimmiges Ambiente, witzige, nachdenkliche, junge Filme und einige der Filmemacher im Plausch mit dem Publikum gehörten dazu.

> LOKALTEIL


Melsunger Land

Gespür für die kleinen Dinge

Kurzfilme voller Kreativität gab es bei den Haydauer Filmtagen

ALTMORSCHEN. Sie fangen ganz harmlos an. Frosch schaut kussenden Schmetterlingen zu und verliebt sich in Fröschin. Mann träumt im Park und beginnt zu schweben. Oder: Typ flirtet mit Frau, und die flirtet zuruck. Doch die bissige Pointe lässt nicht lange auf sich warten -


Filmemacher: Studierende aus der Filmklasse der Kunsthochschule Kassel kamen ins Kloster Haydau um dem Publikum Fragen beantworten zu können. Ganz links Initiator der Filmtage, Tobias Böhm.


Pointen am
laufenden Band

schließlich sind es Kurzfilme.
Drei von einem ganzen Abend voll, die am Freitag in der Klosterscheune in Altmorschen über die Leinwand zogen. Zu den Haydauer Filmtagen hatten der Kulturring Morschen und Tobias Böhm, Initiator der Veranstaltung. eingeladen.
Witziges, Hintersinniges, Nachdenkliches und Brutales zeigen die Filme der jungen Macher, die allesamt die Filmklasse der Kunsthochschule Kassel besuchen. Marc Scheidler etwa hat eine Video-Collage aus alten C-64-Spielen beigesteuert, Little Electric War. Eine lineare Geschichte gibt es darin nicht. Die hatte in dieser Thematik keinen Platz, sagt er. So lässt er die pixeligen Kampfbilder unkommentiert aufeinanderprallen.

Fies-brutal der Zeichentrickfilm von Daniel Stieglitz, Toons Total. Traditionelle Cartoons lassen ihre Helden immer mal gerne vom Blitz treffen, ihnen Betonklötze auf den Kopf fallen oder sie in Eisblöcke einfrieren. Stieglitz treibt das auf die Spitze: Seine beiden Figuren tun nichts anderes, als einander übel mitzuspielen. Nicht gerade zimperlich und mit tüchtig Seitenhieben auf den Kinofilm ist auch das computeranimierte Musikvideo Terra Titanic von Ütz. Southpark trifft den Untergang der Titanic.

Oder: Wenn ein Mehlglas sich in eine Karaffe voll Rotwein verliebt, kann nur das weise Rezeptbuch einen Weg finden, damit die beiden das gebacken kriegen - und schon schlüpfen gleich drei Kuchen aus dem Ofen.

In "Selbstauslöser'' gerät der Hauptfigur und dem Betrachter die Zeit aus den Fugen. Viel Zeit dagegen nimmt sich „Seife waschen" (Stefan A. Vilner), in dem kein einziges Stück Seife, dafür aber die letzte Zigarette vor der Abstinenz vorkommt. Wo raucht man die? Und wie? Und dann ist da noch der Fahrkartenautomat mit dem besonderen „Innenleben" - so der Titel des Beitrags von Rike Holtz. Die Idee mit der Verkäuferin im blechernen Verschlag, die pel Hand alle Maschinengeräusche erklingen lässt. Geld abzählt und Karte in den Ausgabeschlitz wirft, ist schon absurd. Aber sogar dieses verborgene seltsame Wesen findet einen Weg aus der Isolation.
"Denken Sie an uns, wenn Sie den Backofen öffnen, wenn Sie eine Zigarette rauchen, eine Fahrkarte ziehen oder im Park träumen", sagt Tobias Böhm zum Abschied den Besuchern und lenkt damit den Blick auf die vielen kleinen Dinge, aus denen heraus diese Filme die Welt beschreiben.

> Morschen-Seite



Filmvorführer: Till Benkel am Videomischer in der Klosterscheune Altmorschen

Pläne, Plausch und 24 Tüten Popcorn

Engagement für Filmtage ist ungebrochen

ALTMORSCHEN. Damit in der Altmörscher Klosterscheune die vielen Kurzrilme so flüssig wle ein langer über die Leinwand laufen gibt es im Hintergrund den Video-Jockey: Till Benkel, der sonst als Filmvorführer im Cineplex Marburg arbeitet, hat sich auf Bitte seines SchulfreundesTobias Böhm bei den Haydauer Filmtagen hinter den Mischer gesetzt. Mit digitaler Projektion arbeite er sonst nicht, sagt er. Die Kurzfilme der Kasseler Studenten sind auf Mini-DV und DVD gespeichert und stecken für den Kurzfilmabend in mehreren Abspielgeräten. Nacheinander eingeschaltet "sieht das nachher aus wie von einem Tape".

Die Leute vom Kulturring Morschen haben die Popcornmaschine längst angeworfen, die Bar hält Sekt und Selters bereit. Ein bisschen enttäuscht ist Initiator Tobias Böhm am Freitag schon, als der große Ansturm ausbleibt. Aber er trägt es mit Humor: „Wenn jeder mindestens 14 Tüten Popcorn isst, sind wir wieder im schwarzen Bereich " witzelt er ins Publikum.
Die Besucherzahlen am Samstag und Sonntag bleiben ebenfalls unter den Erwartungen. Entmutigt ist Tobias Böhm aber nicht: „Vielleicht sollten wir es in einem kleineren Rahmen noch einmal versuchen. Die, die hier waren, hatten jedenfalls einen Riesenspaß. Sogar von den Kindern am Samstagnachmittag kamen hinterher welche zu mir und sagten es hätte ihnen sehr gut gefallen. "Und vielleicht spreche sich ja bis zum zweiten Versuch auch noch herum, dass sich ein Besuch der Haydauer Filmtage lohnt.
Von Geschichten hinter den Filmen

Die Macher erzählen

ALTMORSCHEN. Eine Reihe von Filmemachern der Kunsthochschule Kassel ist am Samstag in die Klosterscheune Altmorschen gekommen, um in der Pause und nach der Veranstaltung Fragen der Besucher zu beantworten. Daniel Stieglitz, von dem der Zeichentrickfilm Toons Total stammt, ist inzwischen auf Realfilm


Zeichentrick: Mühsame und
einsame Angelegenheit

umgestiegen, erzählt er. Für eine Sekunde Trick brauche man mindestens zwölf Bilder eine unglaublich langwierige Angelegenheit bis ein Film fertig ist. Und eine einsame dazu. Jetzt arbeitet er mit Schauspielern aus Fleisch und Blut an einem 90-Minuten Streifen, „Happy End", der in einem Monat fertig sein soll.
Thomas Förster hat bei einigen der Filme als Kameraassistent mitgearbeitet, „wir sind hauptsächlich dazu da, das Bild scharf zu stellen", sagt er schmunzelnd.
Rike Holtz hat die Hauptrollen ihrem Film „Innenleben" mit zwei Profi-Schauspielern besetzt. Dominique Horwitz als Straßenkehrer und Luise Poustka als Fahrkartenfrau. Horwitz hatte sie auf der Berlinale angesprochen, erzählt sie, und glücklicherweise sagte seine Agentur darnn auch ganz offiziell zu. Poustka kannte sie vom Theater und war sich sicher, die muss es einfach sein. „Wir waren so eine Art Fanclub, und ich war ganz schön aufgeregt, als ich bei ihr anrief und sie fragte. " Die Theaterschauspielerin von einst arbeitete längst als Ärztin. Aber das Drehbuch von Rike Holtz gefiel ihr so gut, dass auch sie mitmachte .
Voller Pläne steckt Lars Gunnar Lotz, der erst im vorigen Jahr mit dem Studium angefangen hat und bei einigen Filmen assistierte. Seinen ersten eigenen Film will er im Sommer machen, ein Road Movie, in dem es um einen 22Jährigen und seine behinderte Schwester geht. „Da bringe ich viel eigene Erfahrung mit,


Behinderte Schwester
spielt sich selbst

denn meine Schwester hat das Down Syndrom, und sie wird im Film auch mitspielen." Ein Risiko und ein Experiment sei das, sicherlich, aber Lotz ist optimistisch: „Sie geht da auf ihre natürliche und unbefangene Art ran". Anfang nächsten Jahres soll der Film fertig sein.