Morschen - Kloster Haydau - 9. September 2001
Bundesweite Eröffnung des Tags des offenen Denkmals
und Wiedereinweihung des Klosters in Anwesenheit des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch

Freitag 31. August 2001

AUSSTELLUNG

Vielfalt unter einem Dach

Von der idyllischen Landschaft bis zum schnörkellosen Grafik-Bild: Im alten Forsthaus in Morschen und im Kloster Haydau findet man derzeit einen Überblick über regionale Kunst.

VON BETTINA SANGERHAUSEN (Fotos: Sangerhausen)

MORSCHEN . Die Roten Männer von Paul-Martin Jähde begrüßen die Besucher vorm Treppenaufgang. Links blinzeln grün und bunt idyllische Landschaften von Anke Rössing ter Vehn (Neuental) durch die Tür während man beim Abbiegen nach rechts merkwürdige Töne hört, die zu Skulpturen von Josip Cvetic (Melsungen) führen. Ein Haus voller Kunst. Es steht mitten in Altmorschen, gegenüber dem Eingang zum Kloster Haydau, und beherbergte früher das Forstamt.

Zwölf Künstlerinnen und Kunstler stellen zurzeit dort Arbeiten aus. Ilona Braun hatte eigens dazu das Haus renovieren und herrichten lassen.Vier weitere Kunstschaffende geben im Kloster selbst Einblicke in ihr Wirken. Der Kulturring des Fördervereins Kloster Haydau hat die Ausstellung organisiert, die zusammen mit dem Klosterparkfest am Freitag eröffnet wurde. Die Idee, ein Forum für regionale Künstler zu bieten, sei schon über ein Jahr alt, sagte Dorothea Becker-Puhl vom Kulturring Morschen. Doch erst das alte Forsthaus biete auch den Raum, diese Idee umzusetzen.
"Kunst ist schön macht aber viel Arbeit" - mit diesem Zitat von Karl Valentin warb Heinrich Möller dafür, sich freiwillig mit der Kunst Arbeit zu machen, sich Zeit zu nehmen beim Betrachten. Kunstwerke verlangten vom Betrachter Gedankenverknüpfungen, wollten weiter gedacht werden.
Angesichts der Vielfalt des Gezeigten braucht ein Besucher im Forsthaus allerdings einiges an Zeit, will er wirklich mehr mitnehmen als einen flüchtigen Eindruck.

Doch es lohnt sich, denn vieles erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Etwa bei den kleinteiligen Collagen von Prof. Dr. Eugen Mahler (Morschen), der Material dort findet, wo andere es weggeworfen haben. Oder in den Bildern von Johanna Pletsch, die in vielen Schichten ihren Titeln gerecht werden. Die geschwungenen Kalligraphie-Pinselstriche von Günter Nimz (Hohenroda) lässt man mit etwas Blickabstand auf sich wirken. Gudrun Reichmanns (Morschen) Skulpturen verstecken sich im Garten des Forsthauses - und enthalten oft auch selbst lebende Natur, wie die Köpfe mit den Erdbeerhaaren. Stille Beobachter, die sich beobachten lassen.



Ausstellung von Künstlern aus der Region

Die Ausstellung wurde am Freitag, 31. August, 19.00 Uhr zusammen mit dem Klosterparkfest eröffnet.

    Folgende Künstler hatten zu dieser Ausstellung zugesagt und ausgestellt:
    Name/ Homepage Objekte Raum
    1. Adam K./Sander W. Bilder (Großformat) Kloster Haydau
    EG Westflügel
    2. Hucke, Susanne
    Bilder (Großformat) Kloster Haydau
    EG Westflügel
    3. Rössing ter Vehn, Anke Bilder (Kleinformat) Altes Forstamt
    Erdgeschoss
    4. Engel, Barbara Multiples Altes Forstamt
    Obergeschoss
    5. Krone, Dieter Bilder (mittl. Format) Altes Forstamt
    Erdgeschoss
    6. Oetzel, Waltraud
    http://www.malerin-oetzel.de
    Bilder Altes Forstamt
    Obergeschoss
    7. Lobert, Lutz Bilder (Kleinformat) Altes Forstamt
    Obergeschoss
    8. Nimz, Günter Bilder, Radierungen, Zeichnungen Altes Forstamt
    Obergeschoss
    9. Cvetic, Josphic Klangskulptur u. Anderes Altes Forstamt
    Erdgeschoss/Garten
    10. Wetzel, Rita Bilder Altes Forstamt
    Obergeschoss
    11. Reichmann, Gudrun Masken-Stille Beobachter Altes Forstamt
    Garten
    12. Jähde, Paul Martin
    http://www.pmjaehde.de
    Skulpturen (Rote Männer) Altes Forstamt
    Erdgeschoss
    13. Mahler, Prof. Dr. Eugen Kollagen Altes Forstamt
    Erdgeschoss
    14. Schmidtkunz, Michael Bilder Altes Forstamt
    Erdgeschoss
    15. Pletsch, Johanna
    http://www.jo-p.de
    Bilder Kloster Haydau
    OG Westflügel
    16. . . .


    Donnerstag 6. September 2001

    Ehrenbürger Ludwig Georg Braun

    Hätte jedes Denkmal einen Lutz

    Für "herausragende bürgerschaftlichen Einsatz zur Erhaltung des ehemaligen Klosters Haydau" wurde Ludwig Georg Braun am Dienstagabend zum Ehrenbürger Morschens ernannt.

    MORSCHEN. "Ich nehme die Ehrung nicht nur für mich persönlich, ich nehme sie stellvertretende für den Förderverein", sagte Ludwig Georg Braun, als er am Dienstag im Westflügel des Klosters Haydau die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Morschen. verliehen bekam.
    Als Essenz der lobenden Worte, die Bürgermeister Herbert Wohlgemuth, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Karl Heinz Schönewald, und Pfarrer Günter Schaub an Braun richteten, kristallisierte sich eines heraus: Hätte der Förderverein nicht manches Mal clever agiert wären die Sanierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen.
    Sicherlich müsse man so ein Geschäft trickreich angehen, bestätigte auch Braun. Er erinnerte an Hürden für die Sanierung. So wurde 1989 das für die Finanzierung entscheidende Ministerium aufgelöst, und "auf einmal waren wir nicht mehr Zonenrandgebiet". Dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurden diese Hürden genommen.
    Braun: "Mir ging es darum, an so einem kleinen Ort Nordhessens zu zeigen, dass man einem Ort eine neue, ergänzende Belebung geben kann." Schrittweise sei eine Vitalisierung gelungen, betonte er. Die Menschen in dem Ort sollen sich freuen, hier zu leben. Das Kloster sei schließlich ein Ort, an dem auch Jubiläen und Geburtstage gefeiert werden könnten. "Nur, wer weiß, wo seine Heimat ist fühlt sich dort wohl - und bringt sich ein", so Brauns Fazit.

    Morschens Bürgermeister Herbert Wohlgemuth (links), Karl-Heinz Schönewald (rechts) und Bezirkskonservatorin Katharina Thiersch nehmen den neuen Morschener Ehrenbürger Ludwig georg Braun - mit Ehefrau Ilona - in die Mitte.

    Wertvoller Einsatz

    Klöster, einst Zuflucht, Orte kultureller Auseinandersetzung und Pflege, die ersten geistigen Zentren Europas: "Wenn wir diese Tradition aufnehmen und fortsetzen, war das ein wertvoller Einsatz ", meinte der neue Ehrenbürger. Gerne wolle er noch eine Weile voranlaufen, sagte Braun mit Blick auf die (Finanzierung des Fördervereins, die noch nicht vollständig sei.
    Noch sollen im Innenhof Bäume gepflanzt und die Gartenanlage umgestaltet werden. "Außerdem hoffen wir auf ein Cembalo", formulierte er die nächsten Ziele.
    "Hätte doch zu seinem Schutz jedes Denkmal einen Lutz!" Damit brachte der frühere Pfarrer Morschens, Günter Schaub, den Stolz Morschens auf den Punkt, als er mit einem Gedicht das Engagement Brauns auf humorige Weise würdigte. Er habe in der Gemeinde Morschen Geschichte geschrieben. "Wir wollen ihnen und ihrer Familie Heimat sein", sagte Bürgermeister Wohlgemuth.
    Braun ist neben dem früheren Landeskonservator Prof. Dr. Gottfried Kiesow, der in Wiesbaden lebt, erst der zweite Ehrenbürger Morschens. Der neue Ehrenbürger erinnerte in seiner Laudatio auch an den im Vorjahr verstorbenen Ehrenbürger Waltari Bergmann, der schon vor Jahrzehnten für den Erhalt des Klosters eintrat, "in einer Zeit als der Zeitgeist noch anders dachte". (zal)


    Montag 10. September 2001

    TAG DES OFFENEN DENKMALS

    Haydau als Modellprojekt

    Drei Millionen Besucher verzeichnete gestern der "Tag des offenen Denkmals" bundesweit. Die zentrale Eröffnung nahm Hessens Ministerpräsident Roland Koch im Kloster Haydau vor.

    VON ANDREA BRÜCKMANN

    MORSCHEN ¥ Auferstanden aus Ruinen glänzt seit gestern das Kloster Haydau in Altmorschen (Schwalm-Eder-Kreis) in nicht gekannter Pracht. In dem seit 1985 für 31 Millionen Mark sanierten ehemaligen Zisterzienserinnenkloster eröffnete Ministerpräsident Roland Koch gestern den bundesweiten "Tag des offenen Denkmals", an dem 6000 historische Stätten zu besichtigen waren.
    Die Idee, Baudenkmäler, deren Türen sonst für die Öffentlichkeit verschlossen sind, für einen Tag zu öffnen, brachte der frühere hessische Landeskonservator Professor Dr. Gottfried Kiesow 1985/86 aus den Niederlanden mit, erinnerte sich die Ministerin für Wissenschaft.und Kunst, Ruth Wagner "Heute ist es ein europäischer Tag", der in einer rasanten Erfolgsgeschichte in 40 Ländern Ruinen und sanierte Gebäude ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt.

    Ganz Deutschland blickte gestern auf das Kloster Haydau. Hessens Ministerpräsident Roland Koch eröffnete mit Ministerin Ruth Wagner den "Tag des offenen Denkmals" (Photo: Brückmann)

    Denkmalpflege sei keine bloße Fassadenerhaltung, so Wagner, und schon gar keine Zuckerbäckerei, so Koch. Vielmehr sei es Aufgabe des Staates, diesen "Teil unserer Kultur, die insgesamt die Seele unseres Landes ausmacht", zu erhalten.
    Dafür wolle das Land Hessen in den kommenden Jahren die Mittel aufstocken, kündigte Wagner an. Das einstige Sorgenkind Haydau jedenfalls ist zum Modellprojekt geworden und schon während der Bauphase für kulturelle und wissenschaftliche Zwecke genutzt worden. Koch äußerte die Hoffnung, das Kloster könne ein geistiges Zentrum und Standort nordhessischer Identität werden.


    Kloster Haydau

    Der Glaube versetzte Steine

    Mit viel Prominenz ist gestern das Kloster Haydau 16 Jahre nach Start der Sanierung eingeweiht worden. Ministerpräsident Roland Koch lobte die Arbeit, die an dem Kleinod geleistet wurde.

    VON ANDREA BRÜCKMANN

    ALTMORSCHEN . "Sie haben ein wunderbares Werk vollbracht." Das Lob für Architekten, Denkmalpfleger und Handwerker kam von allerhöchster Stelle: Ministerpräsident Roland Koch lobte gestern zur Einweihung die Leistung der Beteiligten an der seit 1985 laufenden Sanierung. Und die Mörscher sowie ihre Festgäste wussten wohl, wovon da die Rede war.

    Intime Dreierrunde (von links): Ministerpräsident Roland Koch mit Fördervereinsvorsitzenden Ludwig Georg Braun und Bischof Dr. Martin hein beim Empfang im Anschluss an den offiziellen Festakt zur Einweihung des Klosters.

    Bezirkskonservatorin Katharina Thiersch, die Frau, die sich bei solcherlei Anlässen immer still im Hintergund hält, und ihr Kollege, der ehemalige Landeskonservator Prof. Dr. Gottfried Kiesow erhielten den lautesten Beifall. Ihre Arbeit und ihr Einstehen fürs Kloster haben die Mörscher über die Jahre zu schätzen gelernt.

    Ohne die beherzte Hand des damaligen Landeskonservators hätte sicherlich gestern nicht im Kloster der Tag des Offenen Denkmals für die gesamte Bundesrepublik eröffnet werden können. Nicht umsonst ist der gerade 70-Jährige Ehrenbürger Morschens. Aus dem einstigen Sorgenkind Haydau, wie sein Nachfolger Dr. Gerald Weiß es nannte, ist ein bundesweites Modellprojekt für die Denkmalpflege geworden.
    Wissenschaftministerin Ruth Wagner: "Die Boden- wie die Baudenkmalpflege lernt an solchen Projekten." "Schon wieder" war gestern die Ministerin gekommen, freute sich Bürgermeister Herbert Wohlgemuth. Sie sei so oft wie wohl kein anderer Minister im Kloster zu Gast gewesen. Schließlich stammen aus ihrem Haushalt auch die jährlich ein- bis eineinhalb Millionen Mark, die für die Sanierung von Wiesbaden nach Morschen flossen. Insgesamt 20 Millionen hat sich das Land Hessen dieses Projekt kosten lassen.

    Bund, Kreis und Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie die Gemeinde als Eigentümerin steuerten ebenfalls ihre Scherflein in Relation der jeweiligen Finanzkraft zu. So war gestern Prominenz aller Parteien und Parlamente im Kloster zu Gast. Mit besonders offenen Armen aber wurde Dr.Wolfgang Habbel als Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Stiftung Denkmalschutz empfangen. Die hat für Morschen tief in die Tasche gegriffen und 3,46 Millionen Mark über die Jahre beigesteuert. Mit der Stiftung Kloster Haydau will sie sich in Zukunft um die laufenden Unterhaltungskosten kümmern.
    So war denn auch das Bild beim Festakt in der Klosterkirche symbolisch. Als letzter Redner stand Fördervereinsvorsitzender Ludwig Georg Braun auf der Liste. Der trat vor, griff zum Mikro und nahm die Sache in die Hand...
    In wenigen Worten erinnerte er an den Anfang der Sanierung: "Viele haben damals geglaubt dieses zu retten sei kaum sinnvoll und werde denen, die es begannen, nicht gelingen." Der heutige Tag zeige das Gegenteil. Vieles sei möglich, dem, der da glaubt, zitierte er aus dem Markus-Evangelium.


    Neues Leben in alten Mauern

    Morschen. Wer träumt nicht von einer märchenhaften Hochzeit in einem altehrwürdigen Klostergebäude mit samt einer malerischen Parkanlage? Wer durch die weitläufigen Gänge des Gemäuers schreitet, spürt die Ruhe und Kraft, die von den alten Steinen ausgeht. Das Kloster Haydau erweckt auch heute noch die mittelalterliche und höfische Atmosphäre, aber hinzu gekommen ist ein neues Flair. Das im Jahr I234 von Hermann v. Treffurt-Spangenberg zur Sühne gegründete Bauwerk blickt auf eine eindrucksvolle Vergangenheit zurück. Über viele Epochen hinweg weist es heute die Wandlungen dieser Zeit mit seinen frühgotischen, gotischen Renaissance- und Barockelementen auf. Lange wurde das Kloster Haydau von den Zisterzienserinnen genutzt, war als landgräfliches Jagd- und Lustschloss bekannt, kurhessische Staatsdomäne und verfiel aber zusehends im Laufe der Zeit. 16 Jahre, viel Engagement und rund 30 Mio. Mark waren nötig, um die aufwendigen Restaurationsarbeiten am Kloster durchzuführen, die nur durch Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), des Bundes, Landes und Landkreises möglich waren. So konnte das Kloster als Modellprojekt gesichert und saniert werden. Mit einem Obolus an den Förderverein für kleinere Schönheitsfehler und notwendige Anschaffungen, wie ein neues Uhrwerk, Fahrradständer, oder Außenbeleuchtung, kann auch ein Beitrag aus der Bevölkerung zum Erhalt des Klostern beigesteuert werden. (Bankverbindung Förderverein Kloster Haydau, Konto-Nr.: 10110940948, BLZ 52052154 bei der KSK Schwalm-Eder.) Renaissance und Moderne wurde harmonisch miteinander kombiniert und spiegelt nach der Jahrtausendwende "Neues Leben in alten Mauern" wieder. Heute kann die Anlage dank des in 1990 gegründeten Fördervereins (FV), der die Klosteranlage der Gemeinde Morschen gepachtet hat, als Zentrum für Kommunikation und Kultur genutzt werden. Mit Tagungen, Vorträgen, Kunstausstellungen, Konzerte, Familienfeiern oder Kulturellem bietet es eine einzigartige Vielfalt von Möglichkeiten das Gebäude mit Leben zu erfüllen.

    Die Veranstaltungsräume sind mit höchstem technischen Niveau ausgestattet, darüber hinaus steht den Besuchern in den Sommermonaten sonntags die Cafeteria, mit Teilen des Klosters zur Besichtigung, zwischen 12 und 18 Uhr offen. Im Internet unter www.kloster-haydau.de oder Telefon: 05664/930040 sind weitere Informationen über Events sowie Auskünfte über Feste erhältlich. Am 9. September präsentiert sich das herausragende Kulturdenkmal von seiner schönsten Seite! Zum Festakt der bundesweiten Eröffnung des Tag des offenen Denkmals sind am Sonntag u.a. Ministerpräsident des Landes Roland Koch und die hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Ruth Wagner eingeladen. Verschiedene Anlässe wie ein Fachkolloquium, Vorträge, Klosterführungen, ein Gottesdienst, ein Benefizkonzert und das mittelalterliche Lager der Spiel- und Handwerksleut bieten an diesen beiden Wochenendtagen sozusagen ein ganz historisches Vergnügen...
    (bs)


    5. September 2001

    lm Blickpunkt der Öffentlichkeit

    Morschen. Im Blickpunkt bundesdeutscher Öffentlichkeit steht am kommenden Wochenende das Kloster Haydau in Morschen. In einem Festakt wird der Hessische Ministerpräsident Roland Koch am 9. September im Klosterpark den "Tag des offenen Denkmals" bundesweit eröffnen sowie das Kloster nach 16jähriger Bauzeit offiziell seiner Bestimmung übergeben.
    1985 entschloss sich das Land Hessen, unter Mithilfe des Bundes, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (ab 1989) und des Landkreises Schwalm-Eder die dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen bezüglich dieses für den nordhessischen Raum repräsentativen Denkmals einzuleiten, die von der Gemeinde Morschen als Eigentümer des Klosters finanziell nicht geleistet werden konnten. 30,6 Millionen Mark wurden während der langjährigen Sanierungsarbeiten investiert, bei denen hoch qualifizierte Fachbetriebe regelrechte "Pionierarbeit" leisteten: nach einer sorgfältigen Bestandsaufnahme entwickelten und erprobten sie mittels naturwissenschaftlicher Untersuchungen sowie der Ausführung von Arbeitsmustern neue Verfahren zur Sicherung und Erhaltung des historischen Gebäudekomplexes. Dabei wurde nicht die Rückführung der Anlage auf einen bestimmten historischen Baubestand, sondern der Erhalt von Spuren der bewegte Bau- und Nutzungsgeschichte vom 13. bis zum 20. Jahrhundert angestrebt: die baulichen Veränderungen aus den Jahrhunderten verschiedenster Nutzung (vierflügelige Klosteranlage mittelalterlichen Ursprungs, Umbau zum Jagd- und Lustschloss, Nutzung als Domäne, als Kriegsgefangenenlager, Getreidelager sowie Aufnahmelager für Vertriebene und Aussiedler) wurden bei der restauratorischen Aufarbeitung des Bestandes nebeneinander bestehen gelassen. Damit drückt das Kloster heute eine bewegte Geschichte aus und stellt nicht nur baugeschichtlich, sondern auch politisch, kultur- und sozialgeschichtlich ein bedeutsames Zeugnis verschiedener Epochen dar.
    Die Bewilligung finanzieller Mittel zur Sanierung dieses historischen Kleinods waren zudem an die Bedingung geknüpft worden, eine Unterstiftung in Form eines Fördervereins zu gründen, der nach den Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen die organisatorische wie auch finanzielle Betreuung des Klosters übemehmen sollte.
    Unter dem Vorsitz von Ludwig Georg Braun gründete sich daraufhin der "Förderverein Kloster Haydau", der bereits seit Jahren das Konzept verfolgt, das Kloster als Veranstaltungsort für Tagungen, festliche Anlässe und kulturelle Veranstaltungen zu einem "lebendigen Gebäude", zu einem Zentrum für Kultur und Kommunikation zu machen und somit Stiftungskapital einzuwerben, aus dessen Zinserträgen die Bauunterhaltung des Klosters finanziert werden soll.

    Bereits als "Baustelle" besaß das schon einen hohen Nutzumgsgrad, vor allem zahlreiche kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art sorgten dafür, daß das Kloster als Veranstaltungsort im gesamten nordhessischen Raum zunehmend an Bedeutung gewann.
    Am kommenden Wochenende nun wird der Blick der bundesdeutschen Öffentlichkeit bei der offiziellen Eröffnung des "Tages des offenen Denkmals" auf dieses von einer wunderschönen ländlichen Gegend umgebene Kulturdenkmal gerichtet sein. Neben zahlreichen weiteren Programmpunkten sind am Samstag, dem 8. September von 11 bis 19 Uhr und am Sonntag. dem 9. September von 11 bis 18 Uhr große wie kleine Besucher im Kloster Haydau zu einem trefflichen "Klosterspektakel" mit Handwerkskunst, Musik und Gaukelei herzlich eingeladen. Gestaltet wird dieses mittelalterliche Treiben durch Akteure von "Kramer Zunft und Kurtzweyl", einer Arbeitsgemeinschaft die sich der Erhaltung und Belebung mittelalterlicher Kultur verschrieben hat und mit vielfältigen Aktionen zweifellos beste mittelalterliche Unterhaltung bieten wird: so werden Gaukler und Spielleute, Ritter und Bettler über das Klostergelände ziehen, Handwerker und Händler ihre Stände aufbauen. "Kinderrittertumier", ein "Wettstreit" sowie "Die Hochzeit des Königs der Spielleute" stellen weitere Höhepunkte dieses mittelalterlichen Spektakels dar.
    Desweiteren finden am Nachmittag ab Kloster Haydau (Vorplatz) fachkundig geführte Exkursionen in umliegende Gemeinden statt.
    (vu)