Zusammengestellt von Carmen R. Götz (Praktikantin 2011)
ăNamen sprechen lassen̉  

Landgrafen mit ihrer Geschichte kreativ erleben und kennenlernen

Landgraf Karl von Hessen

1670 – 1730

An Eurem fragenden Gesicht, wer dieser Mann auf dem Bild ist, kann ich schon erahnen, dass Ihr es nicht vermögt, mich zu erkennen! Sagt Euch denn der Name Karl von Hessen nichts. Nein?! Oh, was hat man denn Euch im Leben beigebracht! Dann lasst mich nachhelfen.

Vor Euch steht Karl von Hessen, Landgraf eines kleinen, aber aufstrebenden Fürstentums. Ich regierte in einer sehr stürmischen Zeit. Kriege und Machtgier erschütterten immer wieder den europäischen Kontinent. Ein gut ausgebildetes und stehendes Heer war von Nöten, um die altwürdige Landgrafenschaft mit meinen Untertanen zu schützen. Doch sollten auch die anderen europäischen Länder erkennen, dass Hessen kein verkümmerter kleiner Flecken auf der Landkarte ist, sondern ein Staat mit militärischer Stärke und Aussagekraft! Der Aufbau meines Heeres bedurfte allerdings des Geldes. Wichtig dabei war, die Wirtschaft mit der Finanzierung meines Heeres in Einklang zu bringen. So wurden der Export und der Import von Waren gefördert, Straßen und Wege wurden gebaut, Kanäle wurden angelegt, damit der Transport für einen aktiven Handel  reibungslos ablaufen kann. Ein guter Nährboden für neue Gewerbe und Industrien! Sie sehen, als Landgraf sollte man auch etwas von Wirtschaft verstehen! Mein Projekt gedieh und die Aufwertung meines Heeres kam mir und anderen Ländern zu Gute, als die Franzosen uns angriffen. Uns dünkte es schon lange, dass die Franzosen die Vorherrschaft auf dem europäischen Land an sich reißen wollten.  Doch mein schnell stehendes Heer machte sich für den deutschen Kaiser bezahlt! Als die Waffen niedergelegt wurden und für eine kurze Zeit Frieden herrschte, fand sich die Gelegenheit für eine Reise ins schöne Italien. Ich reiste allerdings inkognito. Wie überdrüssig wären mir die Einladungen in andere Höfe gewesen! So ersparte ich mir die zeitraubenden Besuche und ließ den kulturellen Glanz Italiens auf mich wirken.  Mein Hessen entfaltete ebenfalls eine blühende Kultur – im wahrsten Sinne des Wortes.  So veranlasste ich die Pflege von weitläufigen Gartenanlagen in meiner Residenzstadt Kassel. Die Gärten auf dem Karlsberg und auf der Karlsaue sollten Sie sich wirklich zur Gemüte führen! Allein schon der Karlsberg mit der herausragenden Statue des Herkules! Doch legte ich auch  hier im Kloster Haydau Hand an. Ich erweiterte den landgräflichen Park durch eine tiefer gelegene Terrasse. An einer Orangerie sollte auch nicht gespart werden. So hatte ich mit der Orangerie, in der exotische Pflanzen gediehen, ein Stückchen Italien nach Haydau gebracht. Neben meiner Gartenleidenschaft war ich den Naturwissenschaften sehr zugewandt! Ich förderte naturwissenschaftliche Erforschungen und Projekte. Ich unterstützte unter anderem Denis Papin, der mit seinen Versuchen die Entwicklung der Dampfmaschine ins Rollen gebracht hatte. Ich befreundete mich mit dem Philosophen und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz, ein unglaubliches Naturtalent! Leibniz bewegte mich auch dazu, das Collegium Carolinum ins Leben zu rufen, eine Akademie, in der die Wissenschaften und technologischen Erforschungen hoch anstehen. Ja, darauf blicke ich stolz zurück. Doch mein Alter sagt mir, dass ich meinen Ehrgeiz etwas zügeln sollte. So will ich Ruhe in mich einkehren lassen.  Politik ist nämlich ein nervenaufreibendes  Spiel. Von meinen 60 Regierungsjahren wurden 40 Jahre von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesucht.  Ach ja, ich glaube, dass ich mich nun ein wenig meiner Sternwarte widmen werde. So kann ich mit meinem Fernrohr die Schönheiten meines Heimatlandes entdecken und mich daran satt sehen.   

C. R. Götz