15 büffeln Klosterkunde

Mörscher lernen als Klosterschüler Geschichte und Architektur

Klosterschüler erster Klasse mit ihrer Ausbilderin Katharina Thiersch (links außen, von links:) Hans-Wilhelm Rode, Gabriele Rode, Katharina Rode, Ulrike Seethaler, Thomas Dell-George, Ingeburg Wittich, Elaine Zimmermann Nina Wicke und Rudolf Bezela. Alle sind Mitglieder des Fördervereins Kloster Haydau.


ALTMORSCHEN.
„Bitte folgen Sie mir in den Kreuzgang. " Noch können die Mörscher gelassen zuhören, was Katharina Thiersch, die Dekmalpflegerin aus Marburg, ihnen über Gewölbe und Fensteröffnungen erzählt. Noch können sich die 15 Frauen und Männer freuen dass auch die Expertin nicht alle Details der landgräflichen Familiengeschichte weiß. Aber schon eine halbe Stunde später ist es aus mit dem gelassenen Dastehen, mit dem geduldigen Aufsaugen der Informationen.

Jetzt sind die künftigen Führer des Klosters Haydau gefragt. Doch die Frau, die man mitten in der Nacht wecken könnte, um von ihr die geschichtlichen Fakten des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters abzuhören, ist als Lehrerin geduldig. Bei Katharina Thiersch gibt's keine Noten und keinen Eintrag ins Klassenbuch. Wer was nicht weiß, der bekommt's noch einmal erklärt. Denn noch sitzt der Stoff, aus dem die Geschichte des Klosters ist, nicht. Schließlich lernen die 15 Frauen und Männer aus Morschen freiwillig und nach Feierabend.

„Um mehr zu wissen als das Normale", büffelt Waltraut Schmelz, Geschäftsführerin des Fördervereins für Haydau Klosterkunde. Und die Standesbeamtin ist nicht die einzige Bedienstete der Gemeinde, die sich interessiert für das älteste Gebäude im Dorf. Nina Wicke, Sekretärin des Bürgermeisters ist ebenso unter den Klosterschülern wie Auszubildende Elaine Zimmermann und beider Chef Herbert Wohlgemuth.

Der hatte bereits seit Jahren Klosterverwalter HansWilhelm Rode als Führer unterstützt Auch Ex-Bürgermeister Joachim Kohlhaas und Peter Eisenberg sprangen ein, wenn Rode keine Zeit hatte. Der Mann vom Staatsbauamt in Bad Arolsen hat sich durch seine berufliche Tätigkeit so sehr für Haydau begeistert, dass er auch nach dem Abschluss der Sanierung noch gern kommt - als Klosterführer in seiner Freizeit.

Künftig wird das nicht mehr oft nötig sein, denn 15 Frauen und Männer, allesamt Mitglieder des Fördervereins, büffeln als Klosterschüler: Außer den Rathausmitarbeitern sind Gabriele Rode und Tochter Katharina dabei, die Ehepaare Ingeburg und Rainer Wittich, Karin und Hubert Böhm sowie Heinz Möller, Rudolf Bezela, Ulrike Seethaler und Thomas Dell-George.

Drei Mal hatten sie seit Oktober schon Unterricht bei der Hauptkonservatorin. Und Nina Wicke ist sich sicher: „Das wird noch lange dauern, bis man das alles weiß." Aber die junge Frau ist dennoch begeistert von der alten Geschichte und ihrer Lehrerin mit dem grauen Dutt:„Sie erklärt auf eine Art und Weise, die man sehr gut versteht - dass man das behalten muss, ist eine andere Sache - aber man hat einfach Lust drauf, mehr davon zu wissen, wenn sie es erklärt. "
So wollen's die 15 Klosterschüler auch mal können wenn sie ihre erste Gruppe auffordern: „Bitte folgen Sie mir in den Engelsaal." (L)

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Zitat desTages

Zu 80 Prozent wollen die Leute bei ihren Feiern eine Führung als Lückenfüller zwischen Kaffee und Abendessen."

Klosterverwalter Hans-Wilhelm Rode

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Hintergrund
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Bei steigendem Interesse wolle man nun den Stamm der sachkundigen Führer aufstocken, berichtet Klosterverwalter Rode. Einst hatte der Malermeister Georg Wohlgemuth als Rentner mit viel Liebe und Zeitaufwand die Führungen allein gemacht, doch inzwischen hat der sich ganz zurückgezogen. Gleichzeitig stieg das Interesse an kompetent vermittelter Hintergrundinformation bei den Nutzern des Klosters.

Und immer mehr Menschen kommen sogar eigens wegen der Besichtigung des Klosters nach Altmorschen, Hotels aus Rotenburg bieten die Klosterführung in ihrer Pauschale an, der Heimatverein Wichte gar in Kombination mit einer Floßpartie. Allerdings können Gruppen nur dann zwischen den alten Mauern pilgern, wenn keine Räume durch Feiern oder Seminare blockiert sind, deshalb muss jeder Termin eigens mit Verwalter Hans-Wilhelm Rode, 0 56 64/93 00 40, vereinbart werden. (L)