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Fossilien des Muschelkalkes in der Umgebung von Wichte |
HNA vom Dienstag 28. April 2009 |

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Fossilien des Muschelkalkes in der Umgebung von Wichte
© Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Abteilung Geologie und Boden
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Zahlreiche zumeist unvollständig erhaltene Fossilbruchstücke und Steinplatten mit Fossilresten sind rund um Wichte zu finden. Die fossilen Abdrücke und Steinkerne geben Aufschluss von der Fülle der Meeresbewohner, die im Muschelkalkmeer vor ca. 240 Millionen Jahren gelebt haben. Eine große Anzahl von Tierarten lebte hier auf sehr unterschiedliche Weise. Manche festsitzend, aus dem Wasser Plankton filtrierend, wie z.B. die Seelilien, andere im Schlamm eingegraben, Sediment filtrierend oder fressend. Von manchen dieser Tierarten sind nur noch die Lebensspuren erhalten, wie z.B. die Grabgänge Rhizocorallium, die von einem Krebstierchen in den Schichten des Unteren Muschelkalks angelegt wurden. |
Unter Sammlern beliebt, oft zu finden und sehr wichtig für die Altersbestimmung der Gesteinsabfolgen sind die Ammoniten, die zur Klasse der Kopffüßler (Cephalopoden) gehören. Sie waren aktive Schwimmer und konnten durch ihr Kammersystem in der Wassersäule auf- und absteigen. Charakteristisch für den Muschelkalk ist die Gattung Ceratites, mit der bekanntesten Art Ceratites nodosus. Sie sind die Leitfossilien des Oberen Muschelkalkes und die wichtigsten Versteinerungen. Gewöhnlich ist nichts mehr von den Schalen oder Weichteilen der Tiere erhalten, sondern nur der Steinkern. Ein Steinkern entsteht durch das Einschwemmen von feinem Sediment in ein leeres Schalengehäuse (z.B. bei einem Ceratiten). Im Laufe der Versteinerung löst sich die Schale auf und es bleibt nur der sogenannte Steinkern zurück. Das typische Klassifikationsmerkmal zur Unterscheidung der verschiedenen Arten der Ammonoideen ist die an den Steinkernen sichtbare Lobenlinie. Lobenlinien sind die Anwachsnähte zwischen der Gehäusewand, also der Schale und den Scheidewänden (Septen) der einzelnen Kammern. Die Lobenlinie ist meist wellig, die zur Mündung (vorn) hin laufenden Krümmungen bezeichnet man als Sättel, die von der Mündung weg (hinten) spitz zulaufenden Enden als Loben. Ihre Form ist wichtig. Die Ceratiten besitzen eine ceratitische Lobenlinie, die glattrandige Sättel und gezahnte Loben ausgebildet hat. |
Sehr häufig zu finden sind Muscheln, die auf Kalksteinplatten in großen Massen auftreten können und hier sogenannte Muschelpflaster bilden. Die größte Verbreitung haben dabei die Muscheln der Gattungen Myophoria, Hoernesia und Plagiostoma. Der Begriff Muschelkalk war früher eine reine Gesteinsbezeichung und ist heute auch ein geologischer Zeitbegriff. Neben den Muscheln findet man nicht selten Steinkerne von Schnecken, die auch als Gastropoden bezeichnet werden. Oft verwechselt mit Muscheln stellen die Armfüßler (Brachiopoden) einen weiteren häufigen Tierstamm dar, dessen Vertreter in den Gesteinschichten des Muschelkalks gefunden werden. Zum Teil sind sie so häufig, dass einige Schichten der Gesteinsabfolge nach ihnen benannt wurden, wie z.B. die Terebratel-Zone mit der typischen Art Coenothyris vulgaris im Unteren Muschelkalk. Zu den Brachiopoden gehört auch die Gattung Lingula, die seit dem Ordovizium im Erdaltertum bis heute vorkommt und somit eine der ältesten heute noch lebenden Gattungen im Tierreich darstellt, ein lebendes Fossil.
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Die schönsten Tiere des Muschelkalkmeeres waren wohl die Seelilien. Sie haben bei guter und vollständiger Erhaltung einen hohen Wert bei den Fossilsammlern. Die Seelilie Encrinus liliiformis ist die am häufigsten auftretende Seelilienart. Auch wenn die Seelilien vom Aussehen Pflanzen ganz ähnlich waren, handelte es sich doch um im Meer lebende Tiere, die mit Seeigeln und Seesternen verwandt waren. Die Seelilien konnten mit ihrem Kelch aus dem Wasser Plankton filtrieren. Ihr gegliederter Stiel besteht aus kleinen Scheiben, die oft massenhaft im Gestein auftreten. Sie werden auch Trochiten genannt und bilden die Trochitenkalk-Zone im Oberen Muschelkalk. Auch Fische waren im Muschelkalkmeer verbreitet. Oftmals sind von diesen Tieren aber nur ihre Zähne fossil erhalten. Vor allem Haifische haben hier neben kleineren Knochenfischen gelebt. Die großen Jäger des Muschelkalkmeeres waren aber die Meeresechsen, von denen hier aber nur sehr selten Überreste zu finden sind. |

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Seelilie Encrinus liliiformis. Halbwüchsige Krone mit Stiel.
Länge der Krone 4 cm (aus HAGDORN 2004).
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Trochiten
(Stielglieder der Seelilie
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© Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Wiesbaden 2013 |
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Ceratiten-Biostratigraphie im Oberen Muschelkalk (aus HAGDORN 2004).
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